Der bewusste Teil unseres Verstandes, Gehirns, unserer Seele resultiert vorzugsweise aus Erfahrungen und Erlerntem. Daraus ergibt sich in bestimmten Situationen ein nahezu immer gleich ablaufendes Verhalten. Wer sich einmal an einer Flamme verbrannt hat, wird kaum bei nächster Gelegenheit einen Finger ins Feuer stecken.
Bewusstes Verhalten ist auch die unterschiedliche Art, Menschen zu begrüßen. So geben Kinder ihren Eltern oder Großeltern artig einen Kuss, während der fremde Besuch mit der Hand und wohl möglich einem Diener oder Knicks willkommen geheißen wird, begleitet von einem braven „Guten Tag“, so wie es beigebracht wurde.
Aber warum empfinden wir manche Menschen als abstoßend, reagieren auf bestimmte Situationen grundlos aggressiv oder überschwänglich freundlich – ohne dass dafür ein nachvollziehbarer Grund vorliegt? Genau hier kommt das Unbewusste ins Spiel, von dessen Existenz wir keine Ahnung haben, denn es ist ja unbewusst.
In der Tiefenpsychologie wird versucht das Unbewusste bewusst zu machen. Dies ist eine Notwendigkeit, die schon Freud und etliche andere berühmte Wegbereiter der modernen Psychologie erkannt haben. Nur wenn das Unbewusste in einem Menschen ans Licht gebracht wird, kann dieser die Verhaltensweisen ändern, die durch das Unbewusste ausgelöst werden. Dies ist bildlich wie ein Eisberg zu sehen. Der bewusste Teil schwimmt an der Oberfläche, macht aber nur rund ein Drittel des gesamten Eisberges aus. Der weitaus größere Teil des Eisberges liegt unter Wasser und wird deshalb nicht wahrgenommen. Um das Unbewusste ans Tageslicht zu führen, stehen verschiedenste Therapieformen zur Auswahl, darunter auch
Sehen wir einen Clown, müssen wir in der Regel unweigerlich lächeln. Schließlich haben wir gelernt und erfahren, dass Clowns witzig sind und amüsante Späße ausführen. Dennoch gibt es Menschen, die vor Clowns eine panische Angst haben, unter einer Clown-Phobie leiden. Und dies nicht erst seit dem Horrorfilm „Es“ von Stephen King. In diesen Fällen löst das Unterbewusste ein nicht nachvollziehbares Verhalten aus, welches vollkommen gegen die Normalität verstößt.
Das wird an einem Beispiel aus der Hypnose noch deutlicher. Kaum jemand lacht, nur weil er die Farbe Rot sieht. Wird einem Menschen unter Tiefenhypnose suggeriert, dass Rot lustig ist, ändert sich sein Verhalten, ohne dass es diesem Menschen bewusst ist. Er wird aus der Hypnose aufgeweckt, verlässt die Praxisräume und sieht irgendeinen roten Gegenstand, was ihn dazu veranlasst, in Gelächter auszubrechen. Wird er gefragt, warum er lacht, kann er keine logische Antwort geben.
Das Unbewusste beeinflusst unser soziales Zusammenleben und die Beziehungsstrukturen von Menschen untereinander
Die Beziehungen und Bindungen von Menschen innerhalb einer Gruppe werden teils bewusst, aber auch unbewusst gesteuert. Dieses Gefüge entsteht in weiten Bereichen durch die Erfahrungen, die der Einzelne mit den anderen Gruppenmitgliedern gemacht hat. Aber auch das Unbewusste spielt eine gewichtige Rolle.
Generell haben Kinder großes Vertrauen in ihre Eltern. Selbst wenn Vater und Mutter dem Nachwuchs erklären, dass dieser mit jeder Art von Problemen oder Sorgen die Eltern ansprechen darf und soll, reagieren die Kinder zumeist mit Zurückhaltung. Ohne diesbezüglich jemals schlechte Erfahrungen gemacht zu haben, wälzen sie ihre Sorgen allein vor sich her und kämpfen mit ihren Problemen – ohne dass die Eltern dies auch nur erahnen. Hier dominiert das Unbewusste, ist stärker als das Bewusste und der logische Menschenverstand. Dies kann mitunter in der Tat fatale Folgen haben. Als Beispiele hierfür dienen die von Jugendlichen ausgeführten Amokläufe, vorzugsweise an der eigenen Schule und die mehr als 600 Selbstmorde von Jugendlichen und Kindern jährlich, wobei diese Zahl fast kontinuierlich steigt.
Um unbewusstes Verhalten innerhalb einer Gruppe, in der Familie aufzudecken, ist die Familienarbeit ein probates Mittel. Nach einem intensiven Gespräch werden durch neutrale Personen die Positionen der Familienmitglieder zueinander eingenommen. Dabei spielen diese Personen nicht die Rollen der Familienmitglieder, sondern sind rein optisch stellvertretend anwesend. Durch die Distanz der Figuren zueinander, ob sie sich ansehen oder den Rücken zuwenden und durch die Körperhaltung kann der Analyst bei der Familienarbeit erkennen und erläutern, welche unbewussten Kräfte zu dieser Konstellation geführt haben. Mit dieser Aufdeckung der unbewussten Einflüsse ist es im Nachhinein möglich, die Beziehungen zu anderen Menschen bewusst zu überdenken und eventuell das zukünftige Verhalten anzupassen – nahezu frei von Unbewusstem.
Familienaufstellungen sind auch in Einzelsitzungen möglich. Gerade für sehr introvertierte Menschen, denen es schwerfällt, sich in der Gruppe zu öffnen, kann dieses Verfahren die richtige Wahl sein. Am Anfang steht ein Anamnese-Gespräch, bei dem so viel Wissen wie möglich über die Familiengeschichte gesammelt wird. In den einzelnen Sitzungen gerät der Klient mit Hilfe des Atems in einen tiefenentspannten Zustand, der es ihm ermöglicht, unbewusste Konflikte und familiäre Verstrickungen ins Bewusstsein zu holen, sie zu bearbeiten und zu befrieden.